Neue ESG-Studie beleuchtet Nachhaltigkeitstrends

Der Übergang zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem wird angesichts der wachsenden Probleme, die durch Umweltzerstörung, Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und soziale Ungerechtigkeit weltweit verursacht werden, immer dringlicher. Nachhaltigkeit ist infolgedessen zu einer nicht verhandelbaren Voraussetzung für unternehmerisches Handeln geworden.

Um die neuesten Trends zu analysieren, die Unternehmen in ihrer nachhaltigen Transformation beeinflussen, haben BDO Belgien und das Beratungsunternehmen Mercuri Urval eine Umfrage unter 150 europäischen Unternehmen, von großen börsennotierten Unternehmen bis hin zu KMU aus verschiedenen Sektoren, durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass 75 % der Teilnehmer ihre ESG-Ambitionen (Environmental, Social, Governance) als wertschöpfungsorientiert bezeichnen. Nur 25 % sehen ihre ESG-Ziele als reine Einhaltung von Vorschriften.

Mit den wachsenden Anforderungen der Regulierungsbehörden und des Marktes wird die Integration von ESG in die Unternehmensstrategie und -entscheidungen zu einem absoluten Muss. Wenn Nachhaltigkeit nur aus Compliance-Gründen verfolgt wird, kann der dafür nötige Aufwand zu mehr Bürokratie und Verwaltungskosten führen. Wenn jedoch ESG-Kriterien fest im Unternehmen verankert werden, kann dadurch nicht nur das Wachstum gefördert werden, sondern das Unternehmen auch zukunftssicher gestalten.

Wie kann Nachhaltigkeit sowohl für das Unternehmen als auch für seine Stakeholder einen Mehrwert schaffen? Hier sind vier wichtige Gründe:

1.    Zugang zu Kapital: 

Unternehmen mit höheren ESG-Leistungen haben leichteren Zugang zu Finanzmitteln. Privatanlegerinnen und -anleger suchen zunehmend nach nachhaltigen Organisationen, die im Laufe der Zeit bessere Leistungen erbringen und eine höhere Bewertung haben als Unternehmen, die ESG nicht berücksichtigen. 

Darüber hinaus erhalten nachhaltige Unternehmen durch günstige Zinssätze bessere Kreditkonditionen, während Banken und Investoren bei Investitionen in nicht-nachhaltige Aktivitäten immer vorsichtiger werden. 

Schließlich können Investitionen sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene durch grüne/soziale öffentliche Fonds unterstützt werden (z. B. die flämische Agentur VLAIO, die nachhaltige Unternehmen finanziell unterstützt).

2.    Herausforderungen und Chancen:

Unternehmen erkennen zunehmend, dass Nachhaltigkeit sowohl ein Risiko als auch eine Chance darstellen kann. Negative Auswirkungen auf die Gesellschaft oder die Umwelt können einerseits zu Reputationsschäden und finanziellen Verlusten führen, was die Bedeutung verantwortungsvoller Praktiken stärkt. Andererseits erhöhen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen die Attraktivität der angebotenen Leistungen eines Unternehmens. Die Leistungen können dann als Spitzenprodukte verkauft werden, was zu höheren Gewinnspannen führt. 

Wie im Long-Term Risk Outlook des Weltwirtschaftsforums hervorgehoben wird, treten ESG-bezogene Risiken immer häufiger auf. Deshalb braucht es proaktive Maßnahmen zur Abschwächung künftiger Risiken (z. B. physische Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel, wie häufigere Überschwemmungen oder Dürren, die die Lieferkette unterbrechen können).

3.    Zukünftige Regulierungen und Gesetzgebungen

Die Regulierungslandschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Nationale und europäische Behörden haben Gesetze erlassen, welche die Nachhaltigkeitsagenda von Unternehmen stark beeinflusst haben. Mit dem Green Deal hat die Europäische Kommission in 2020 ein Maßnahmenpaket verabschiedet, dass mit über 150 politischen Initiativen darauf abzielt, nachhaltige Praktiken in verschiedenen Sektoren zu integrieren. 

Darüber hinaus haben die EU-Institutionen die Transparenz durch die Verabschiedung der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) erhöht, die verbindliche ESG-Berichtspflichten für eine große Anzahl von Unternehmen, darunter große Konzerne und KMU, vorsieht.

Weitere Initiativen, wie das Sustainable Finance Package, Fit for 55 und der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), zielen auf die Förderung nachhaltiger Praktiken und die Ausrichtung der Industrie auf Ziele der Kohlenstoffreduzierung ab. All diese neuen Initiativen drängen Unternehmen nach und nach zu nachhaltigeren Praktiken. 

4.    Druck durch Stakeholder-Gruppen

Kundinnen und Kunden bevorzugen nachhaltige Unternehmen als Partner. Jüngste EU-Maßnahmen - wie die Richtlinie über Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen - haben einen Durchsickereffekt, der die Unternehmen zwingt, ihre Wertschöpfungskette in ihre Nachhaltigkeitsbemühungen einzubeziehen. Das bedeutet, dass größere Unternehmen langfristig Geschäfte nur mit Unternehmen abschließen werden, die ein höheres ESG-Rating aufweisen. 

Darüber hinaus setzen Regierungen selbst zunehmend auf Nachhaltigkeit in ihren Auswahlverfahren für öffentliche Ausschreibungen. Auch deshalb wird Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden Faktor für Unternehmen, die von öffentlichen Aufträgen abhängig sind.

Auch im „War of Talent“, also im Kampf um Nachwuchstalente, wird Nachhaltigkeit zur entscheidenden Komponente. Eine nachhaltige Strategie ist oft eine Voraussetzung für potenzielle künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere für die Generation Z, und führt nachweislich zu höheren Bindungs- und Zufriedenheitsraten.

Insgesamt deuten die Umfrageergebnisse darauf hin, dass die Unternehmen einen proaktiveren Ansatz in Bezug auf die Nachhaltigkeit verfolgen und erkennen, dass Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit sowohl für das Unternehmen als auch für seine Stakeholder langfristige Werte schaffen können.

Die Unternehmen haben erkannt, wie wichtig es ist, das richtige Gleichgewicht zwischen Menschen, Umwelt und Gewinn zu finden und von kurzfristigen Perspektiven zu langfristigen Zielen überzugehen. Der Übergang zur Nachhaltigkeit birgt zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten und kann somit auch das Wirtschaftswachstum fördern.

Die vollständige Stude finden Sie hier: 

BDO Belgium