Freihandelsabkommen der EU mit Vietnam ab 01.08.2020
20. Oktober 2020
Vietnam ist nach Singapur der zweitgrößte Handelspartner der EU im Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN). Die wichtigsten Güter, die aus der EU nach Vietnam exportiert werden, sind neben Hightech-Produkten wie Maschinen, Fahr- und Flugzeuge vor allem auch Arzneimittel. In umgekehrter Richtung exportiert Vietnam in die EU insbesondere elektronische Waren, Schuhe, Textilien und Bekleidung sowie Kaffee, Reis, Meeresfrüchte und Möbel. Vor diesem Hintergrund bietet das zum 01.08.2020 in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam enorme Chancen für die europäische - mitunter auch deutsche - Wirtschaft.
Das Freihandelsabkommen sieht vor, dass die Zölle perspektivisch auf 99 % aller zwischen der EU und Vietnam gehandelten Waren abgeschafft werden. Dafür wird Vietnam insgesamt eine Übergangszeit von zehn Jahren zugebilligt. Allerdings können für die EU bedeutsame Exportwaren wie Maschinen, Arzneimittel oder Chemikalien bereits ab dem Inkrafttreten des Abkommens am 01.08.2020 zollfrei in Vietnam eingeführt werden.
Von den neuen Regelungen kann auch Deutschland – im Jahr 2019 der mit Abstand wichtigste Lieferant Vietnams aus der EU – profitieren: Die Zollsenkung auf 0 % gerade in den Bereichen der Hightech-Elektronik und pharmazeutischer Produkte bedeutet, dass Exportwaren preislich attraktiver und damit konkurrenzfähiger werden. Im Gegenzug wird durch das Freihandelsabkommen der europäische Absatzmarkt – nach den USA Vietnams zweitwichtigster Exportmarkt - für vietnamesische Warengüter gestärkt.
Neben der Zollfreiheit werden europäischen Unternehmen für Investitionsvorhaben ab dem 01.08.2020 nunmehr die gleichen Bedingungen wie lokalen Wettbewerbern eingeräumt, was den Aufbau von vietnamesischen Geschäftsbeziehungen und die gleichberechtigte Teilnahme an dortigen Ausschreibungsverfahren deutlich vereinfachen sollte. Im Zuge dessen führt Vietnam zudem vermehrt internationale Standards ein und akzeptiert Zertifikate der EU. Damit verbunden verpflichtet sich Vietnam beispielsweise auf die Einhaltung internationaler Arbeits- und Umweltstandards, um auch bestehender Compliance-Anforderungen in europäischen Ländern gerecht zu werden.
Hinweis:
Vietnam hat seit Ende März 2020 wegen der andauernden COVID-19-Pandemie die Grenzen für ausländische Einreisende gesperrt. Die sich auch für deutsche Unternehmen eröffnenden neuen Lieferketten und Absatzmärkte durch das Freihandelsabkommen müssen daher zunächst über digitale Kanäle starten.