Aktuelle Studie: Nachhaltigkeit in deutschen Krankenhäusern – es braucht ein Umdenken

Aktuelle Studie: Nachhaltigkeit in deutschen Krankenhäusern – es braucht ein Umdenken

Nachhaltigkeit gewinnt in deutschen Krankenhäusern zunehmend an Bedeutung. In jedem zweiten Haus ist Nachhaltigkeit schon ausdrücklich in der Unternehmensstrategie verankert, bei großen Krankenhäusern mit mehr als 600 Betten jedoch nur in jedem dritten. Zudem ist Nachhaltigkeit bisher wenig ein Führungsthema und spielt als Zielorientierung noch keine zentrale Rolle. Das sind Kernergebnisse der größten bisher in Deutschland zu diesem Thema durchgeführten Krankenhausstudie von BDO und Deutschem Krankenhausinstitut (DKI).

Weitere Ergebnisse der umfangreichen Befragung, die als repräsentativ gelten kann:

  • 35 % aller Krankenhäuser thematisieren ihre Nachhaltigkeitsstrategie in Aufsichtsgremien oder Steuerungsgruppen unter Beteiligung der Geschäftsführung.
  • Erst ein Viertel aller Krankenhäuser verfügt über eine spezifische Jahresplanung für Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Knapp die Hälfte gibt jedoch an, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess konkret zu planen.
  • Knapp ein Viertel aller Krankenhäuser legt messbare Nachhaltigkeitsziele fest und überprüft sie regelmäßig (Plan-Do-Check-Act-Zyklus).
  • Bei rund 60 % der kleineren Krankenhäuser bis 299 Betten ist das Thema Nachhaltigkeit schon in der Unternehmensstrategie verankert
  • Umwelt- und Klimaschutz ist DAS Fokusthema der Krankenhäuser im Bereich Nachhaltigkeit.
  • Eine nicht minder große Rolle spielt ein nachhaltiges Personalmanagement, etwa in Form des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder der Personalentwicklung.

„Es hat uns überrascht, welchen nachgelagerten Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit in vielen deutschen Krankenhäuser bislang offenbar hat. Gerade bei den größeren Kliniken mit mehr als 600 Betten hätten wir hier eine stärkere Aufmerksamkeit der Führungsebene für dieses wichtige Thema erwartet“, sagt Georg Alten, Leiter des Branchencenters Gesundheitswirtschaft bei BDO. „Hier ist mehr Zielorientierung und Unterstützung durch die Führungsebenen gefragt.“

Ein zentrales Handlungsfeld der Nachhaltigkeitsstrategie eines Krankenhauses bildet der Umwelt- und Klimaschutz. Aktuell sind hier Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs besonders relevant. In 78 % der Krankenhäuser, die über eine Nachhaltigkeitsstrategie verfügen, findet dieses Handlungsfeld ausdrücklich Berücksichtigung. Bei weiteren 20 % der Einrichtungen sind Maßnahmen zur Einsparung von Energie konkret geplant.

„Die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit finden momentan unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen statt“, weiß Dr. Karl Blum, Vorstand und Leiter des Bereichs Forschung beim DKI. „Mangelnde Liquidität, fehlende Rücklagen und steigende Verluste beschreiben die aktuelle Situation vieler Krankenhäuser. Für die erforderlichen Investitionen in den Klima- und Umweltschutz fehlen ihnen derzeit schlichtweg die Mittel. Die chronische Unterfinanzierung bei den Krankenhausinvestitionen macht sich hier besonders bemerkbar.“

Beim nachhaltigen Personalmanagement sind zahlreiche Einzelmaßnahmen vielerorts umgesetzt. Trotz dieser Schritte hat das Thema noch Verbesserungsspielraum in der deutschen Krankenhauslandschaft. Denn was für alle anderen Branchen gilt, trifft auch auf die Krankenhäuser zu, erklärt Viola Möller, Nachhaltigkeits-Expertin bei BDO: „Ein nachhaltiges Personalmanagement leistet einen wirksamen Beitrag dazu, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und längerfristig zu binden. Vor allem eine familienorientierte und altersgerechte Arbeitsgestaltung, eine nachhaltige Personalentwicklung und ein betriebliches Gesundheitsmanagement erhöhen die Arbeitgeberattraktivität – für bestehende und künftige Beschäftigte. Darüber hinaus werden diese Themen auch in den Blickpunkt zukünftiger Berichterstattungsanforderungen rücken und zu Transparenz zwischen Organisationen sorgen.“

Die Ergebnisse entstammen einer 2022 durch das DKI durchgeführten Befragung, an der sich insgesamt 146 Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten beteiligten. Nach Krankenhausgrößenklassen war die Verteilung näherungsweise proportional zur Verteilung in der Grundgesamtheit, so dass die Befragungsergebnisse als repräsentativ für die Grundgesamtheit der Krankenhäuser in Deutschland betrachtet werden können.

Die vollständige Studie steht unter hier zum kostenfreien Download bereit.