Krankenhäuser sehen wegen Personalmangel für die nahe Zukunft schwarz

Krankenhäuser sehen wegen Personalmangel für die nahe Zukunft schwarz

  • Neue Studie von BDO und DKI: Fast jedes Krankenhaus in Deutschland kann offene Pflegestellen in den Allgemeinstationen nicht besetzen
  • Drei Viertel aller Intensivstationen haben mit Personalmangel zu kämpfen
  • Krankenhäuser sehen in den nächsten Jahren eine weitere Verschärfung des Problems
  • Geplante Reformen bleiben ohne Effekt auf die prekäre Personalsituation
Der Fachkräftemangel in deutschen Krankenhäusern ist besorgniserregend und für die nahe Zukunft sehen die Kliniken schwarz. Fast jedes Krankenhaus in Deutschland kann offene Pflegestellen auf den Allgemeinstationen nicht besetzen. Auf drei Vierteln der Intensivstationen sind Stellen in der Intensivpflege vakant. Und in zwei Dritteln der Krankenhäuser mit Pädiatrie bleiben Stellen in der Kinderkrankenpflege unbesetzt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) auf Grundlage einer repräsentativen Krankenhausbefragung erstellt haben. Insgesamt gibt es rund 1900 Krankenhäuser in Deutschland.

Mit zukunftsgerichtetem Blick auf die nächsten drei Jahre sehen die Krankenhäuser eine weitere Verschärfung des Problems. 75 % der Häuser erwarten eine Verschlechterung der Stellensituation in der Intensivpflege und sogar 86 % eine Verschlechterung der Stellensituation in der Pflege auf den Allgemeinstationen. Wesentliche Gründe für die erwartete weitere Verschlechterung der Stellensituation sind vor allem fehlende geeignete Bewerber, die Erschöpfung des Pflegepersonals durch Überlastung, die weitere Zunahme der Teilzeitarbeit sowie der Renteneintritt von Pflegenden. „Bekannt sind die Probleme in der Pflege seit Langem. Wirksame Konzepte seitens der Politik gibt es jedoch keine. Auch die aktuell diskutierte Krankenhausreform bringt da wenig Neues. Wenn das so weiterläuft, werden Krankenhäuser Abteilungen schließen müssen, nicht weil das Geld ausgeht, sondern weil nicht mehr ausreichend Pflegepersonal verfügbar ist.“, sagt Prof. Dr. Volker Penter, Leiter des Fachbereichs Healthcare bei BDO.

„Die Krankenhäuser versuchen durchaus anzugehen gegen die Personalmisere“, sagt Dr. Karl Blum, Vorstand und Leiter des Bereichs Forschung beim DKI. „Der Ausbau der Ausbildungskapazitäten und die Zusicherung, Ausbildende im Anschluss zu übernehmen, die Anwerbung von Pflegepersonal im Ausland, die vermehrte Einstellung von Altenpflegekräften sind Beispiele dafür. Aber trotz aller Bemühungen sind die Lücken derzeit kaum zu schließen.“

Zunehmendes Kopfzerbrechen bereitet den Krankenhäusern auch der IT-Fachkräftemangel. Dies umso mehr, als die Digitalisierung in den Kliniken voranschreitet und die Kritische Digitale Infrastruktur auch im Fokus von Cyberkriminellen steht. Rund drei Viertel der Krankenhäuser haben Probleme, offene Stellen für IT-Fachkräfte zu besetzen. Im Mittel können dort 14 Prozent der IT-Vollzeitstellen nicht besetzt werden. Dies ist hauptsächlich auf finanzielle Gründe zurückzuführen, etwa die wenig flexiblen Tarifstrukturen im Krankenhaus und eine schlechtere Bezahlung als außerhalb des Krankenhausbereichs.

Der Gesetzgeber will durch Neuregelungen und Reformen die Personalsituation in den Krankenhäusern verbessern. Allerdings geht der BDO/DKI-Studie zufolge mehr als die Hälfte der Befragten davon aus, dass der Fachkräftemangel in der Pflege trotzdem steigen werde. Auch von der anstehenden Krankenhausreform erwarten die Krankenhäuser – anders als von der Politik beabsichtigt – keine nennenswerten positiven Effekte auf den Personalstand. Nur ein Drittel der Befragten hofft, dass durch die mit der Krankenhausreform einhergehenden Schließungen von Krankenhäusern Personal in andere Krankenhäuser abwandert.

Die Ergebnisse entstammen einer 2023 durch das DKI durchgeführten Befragung, an der sich insgesamt 111 Allgemeinkrankenhäuser ab 50 Betten beteiligten. Nach Krankenhausgrößenklassen war die Verteilung näherungsweise proportional zur Verteilung der Grundgesamtheit, so dass die Befragungsergebnisse als repräsentativ für die Grundgesamtheit der Krankenhäuser in Deutschland betrachtet werden können.

Die vollständige Studie steht hier zum kostenfreien Download bereit.